postheadericon Breitenwaida bleibt menschlich

Über Dörfer, die wollen, dass „ihre“ Flüchtlinge bleiben.

 

Großstelzendorf, Breitenwaida, Groß-Enzersdorf, Strasshof – es ist schön zu hören, wie Dörfer und Kleinstädte um ihre eingemeindeten Flüchtlinge kämpfen. In der Stadt hingegen bleiben Flüchtlinge oft anonym und können dann ohne viele Aufsehen und Federlesens abgeschoben werden. Braitenwaida hilft sogar drei afghanischen Jugendlichen, die in der Steiermark angesiedelt sind und nach Kroatien verschoben werden sollen. Mahnwachen werden abgehalten, Dorfbewohner_innen engagieren sich – eine erfreuliche Entwicklung für Menschen, die alles verloren haben.

breitenwaidaDie junge palästinensische Frau mit Baby, über die der Augustin in der letzten Ausgabe berichtete, hat hingegen inzwischen „aufschiebende Wirkung“ durch den Verfassungegerichtshof erhalten. Was bedeutet, dass sie aus Zagreb wieder einreisen und in Österreich auf „den Ausgang des Verfahrens“ warten darf. Momentan wird im Raum Groß-Enzersdorf eine Wohnmöglichkeit für die kleine Familie gesucht. „Der Verfassungsgerichtshof schickte die aufschiebende Wirkung“, berichtet Margit H. aus Groß-Enzersdorf. „Ohne Begründung. Der Verfassungsgerichtshof begründet nicht. Nun wollen sie zurück nach Groß-Enzersdorf zu ihren Freunden.“ Die Frage bleibt, wohin Palästinenser, die oft staatenlos sind, überhaupt abgeschoben werden könnten? Österreich drückte sich vor einer Entscheidung, stieg gar nicht erst ins Asylverfahren ein, sondern schickte die Familie nach Kroatien.

Für die beiden Brüder, die kurdischen Syrer Sivan und Yusef, die im letzten Augustin abgebildet waren, endete die Dublin-Frist Mitte November. Nun dürften sie eigentlich nicht mehr nach Kroatien geschickt werden. Aber manchmal ignoriert die niederösterreichische Polizei diese Fristen, erzählt Margit H., die gerade um einen 17-Jährigen fürchtet, der zurück nach Ungarn soll, wo er sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat. „Es geht gar nicht so sehr um Kroatien oder Ungarn“, sagt sie, „die Flüchtlinge wollen einfach ihre neue Heimat nicht verlieren.“ Vor kurzem schmuggelte sich Margit H. in das Flüchtlingsheim in Zagreb ein. Ihr Eindruck war: „Die Flüchtlinge werden gehalten wie Tiere!“ Und sie hatte einen Wunsch: Ich, die Journalistin, sollte mich montags um sechs Uhr früh in Groß-Enzersdorf einfinden, um mit nach Zagreb zu fahren und über die Lebensumstände der Flüchtlinge zu schreiben. „Das gehört publiziert“, meinte die engagierte Frau.

 

Erschienen im Augustin vom 23. 11. – 6. 12. 2016

FOTO: Die nach Kroatien abgeschobene palästinensische Familie darf wieder nach Österreich zurück

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