Archiv für August 2011

postheadericon „Super zoom“ aus Südafrika: „You live in a property bubble“

Die beiden südafrikanischen Performerinnen Awelani Moyo und Mmakgosi Kgabi spielen sich hin und weg: „Professor! The state of the West is – excuse my words – fucked up!“

Mit leichtem Geiste und mal eben so nebenbei mit leichter Geste zertrümmern die beiden Frauen Afrika-Klischees in den Köpfen der Wiener Zuschauer – ein Bild nach dem anderen: Awelani Moyo und Mmakgosi Kgabi aus Südafrika hüpfen auf Satire überhöht traditionelle afrikanische Tänze, verfremden die südafrikanische Hymne und strahlen dabei fröhlich von der Bühne herauf in den Zuschauerraum. Ein heller Bretterboden aus Holz liegt über dem schwarzen Boden im schwarz ausgemalten Theater „Dschungel“ im Wiener Museumsquartier. Die Performance „super zoom – Or how I learnt to Feel Good about The African Way“ veräppelt klassische Casting Shows: Zwei Afrikanerinnen investieren ins verarmte Europa und suchen unter den ZuschauerInnen einen Star, um ihr Geld los zu werden. Die fürchten sich und sind begeistert – gleichzeitig. „We travelled all this way – to invest in Vienna! Austria! Europe!“ Saxophonsolo, grünes Licht, klassische Bilder einer schwarzen Frau in Modeshows, dünn und souverän. Und der Jingel, bei dem die beiden in schicken schwarzen Kleidern auf Stöckelschuhen jedes Mal ihre Hüften kreisen: „Super sexy!“ Die beiden zeigen „a couple of contemporary styles“ – „Don’t forget, we are Africans, we can do everything!“ – und starten den Aufruf auf die Bühne zu kommen. „Just be yourself!“ Und es trauen sich echt welche, beim Casting mitzumachen. Die erleichterten Zuschauer gröhlen wie bei einem Fußballspiel.

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postheadericon „Ich habe Angst, aber ich gerate nicht in Panik“

Ein „transkulturelles Thema“ anläßlich der Morde in Norwegen: Die Handlungsfähigkeit von Menschen im Angesicht des Todes und die mediale Berichterstattung dazu. Das SMS aus dem Titel stammt von einem Mädchen vor Ort direkt während der Verfolgungen. Es gilt den emotionalen Widerstand der migrantischen und norwegischen Jugendlichen zu würdigen.

Frei nach der amerikanischen Schriftstellerin, Regisseurin und Fotografin Susan Sontag und ihrem Buch „Das Leiden anderer betrachten“ sollte Kriegs- und Gewalt-Berichterstattung die Leser mit einem Gefühl zurücklassen, dass es möglich ist, Veränderungen am Zustand der Welt zu initiieren und sie nicht in Hilflosigkeit und Ohnmacht versetzen. Die Kriegs-Berichterstatterin bewegte sich selbst immer an der Grenze des inneren Zulassens des beobachteten Grauens und einer weiter fort bestehenden Handlungsfähigkeit entlang. Susan Sontag traf ihre Foto-Auswahl für die großen US-Medien ganz bewußt nach diesem Kriterium.

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postheadericon Außenseiter_innen suchen Außenseiter_innen

Susanne Peter über Drogenabhängigkeit: „Das fängt ja alles schon viel früher an“

Wie hängen diverse Süchte mit schrecklichen Ereignissen in Kindheit und Jugend zusammen? Eine Sozialarbeiterin des Obdachlosenbetreuungszentrums Gruft und eine Pschologin der Drogentherapiestation im Otto-Wagner-Spital reden mit dem Augustin über die Rolle von Traumata, über umgeleitete Wut und über die Qualität der Therapieangebote.

„Bei uns geht es nicht so sehr darum, in der Vergangenheit zu wühlen oder aufzulösen“, erklärt Susanne Peter von der Gruft, dem Caritas Betreuungszentrum für Obdachlose. „Sondern: Wie kann ich den heutigen Tag überleben und gut leben.“ Auf der Terrasse eines Kaffeehauses in der Nähe der Gruft ist es laut. Eine ältere Frau, altmodisch, aber elegant gekleidet, wird von der Kellnerin abgedrängt. Sie protestiert lautstark. „Wohnungslosigkeit ist ein Trauma, das muss man erst einmal verkraften, auf der Straße zu sein“, sagt Susanne Peter, die schon mit 16 Jahren für die Kirche „Tee und Schmalzbrote“ an Obdachlose verteilte, „du hast kein Bett, keine Privatsphäre, keine Intimsphäre – wenn ich ein Bier trinke, muss man das in der Öffentlichkeit sein. Man lebt vor aller Augen, ohne Rückzugsmöglichkeit. Alkohohl ist dann eine Art von Lösung, aber keine gute oder langanhaltende.“

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