postheadericon Banana Split und keine Angst

Comic Strips mit Superheldinnen, Karikaturen über Künstler oder Zeichnungen aus dem Lager Blechhammer: Das Museum Judenplatz zeigt künstlerische Überlebens-Strategien.

Paul Peter Porges, Anschluss Heldenplatz (c) Jüdisches Museum Wien

Ein Sigmund Freud mit großer Brille über einem bunten Teil hängend, das einer Blumenschale ähnlich sieht. Titel: „Dr. S. Freud kostet seinen ersten Banana-Split“. In Amerika! Ein Psychoanalytiker, der sagt „It’s perfectly alright to be a swine.“ Auf dem Sofa liegt (erraten): ein Schwein. Der Zeichner Peter Paul Porges aus Wien Fünfhaus (mit zwölf Jahren auf den Kindertransport) dachte, wenn er bei einer New Yorker Zeitung arbeite, dürfe er endlich Zeichnungen erstellen, um „Leute zu erziehen“. Doch er durfte nicht: „Du musst die Leute so dumm wie möglich lassen, um etwas mit ihnen anfangen zu können – sie zu benutzen“, ist sein Fazit im Filminterview. Er amüsierte sich aber trotzdem prächtig. Das Museum am Judenplatz zeigt bis 17. November 2019 drei KünstlerInnen, die, den Nazis entkommen, ihre ganz eigenen Vorstellungen und Interpretationen des amerikanischen Lebensstils vor ihrer Nase abbildeten. Doch „das Deutsche“ bleibt trotz Flucht in den Zeichnungen. „Less Sturm! Less Drang! Less Punk“, kommentiert zum Beispiel eine Mutter zu ihrem übertrieben übenden Kind am Klavier. Oder: „Sie haben eine Lebensmittel-Vergiftung“, sagt ein Arzt zu einem im Bett liegenden Künstler. Über dem Kranken hängen gemalte, überdimensionale Zitronen, Zwiebel, Fische an der Wand…

Liliy Renee (1921 in Wien geboren, mit 17 leider auf den Kindertransport) hingegen erging sich ausführlich in Comic Strips mit Superheldinnen darin. In einem Film schildert sie, wie sie trotz starker männlicher Konkurrenz für den Fiction House Verlag zeichnen durfte. „Will heim“, konstatierte die verheiratete Willheim später bei ihrem einzigen Besuch in Wien. Die Zeichnungen von Bil Spira aus dem Lager Blechhammer 1944 stellen eines der wenigen Bilddokumente aus einem KZ dar. Die Tochter von Peter Paul Porges betont im Interview, dass sich ihr Vater von niemandem stoppen ließ. „Keine Angst haben und für seinen Standpunkt eintreten“, war seine Message. „He believed in decency, love and care“, sagt sie. “Er wollte Dinge verändern, make a difference!“

Lily Renée, Illustration Kinderbuch Red Is the Heart (c) Privatbesitz Lily Renée

Kommentieren ist momentan nicht möglich.

Archiv