„Hyänen der Lust“ und Tragetiere
Ausstellung: Frauen im Ersten Weltkrieg im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien.
Soll der düstere neue Hauptbahnhof mit seinen schwarzen Wänden und seinem schweren Dach eine Art Erinnerungs-Blitz sein? Denn dieser deutet genau aufs Arsenal und weist damit darauf hin, dass der Bahnhof ursprünglich für Soldaten und den Krieg erschaffen wurde. Sogar das Heeresgeschichtliche Museum mit seinem Backsteinbau wirkt dagegen freundlich, zumindest der kleine Raum neben dem Eingangstor, der mit 16 Schautafeln (englisch!) zum Thema „WoMen at War, k.u.k. Frauenbilder 1914 – 1918“ voll gestellt ist. Hier erfährt man erstaunliche Dinge, über das fleißige offizielle Kriegsfürsorgeamt des k.und k. Kriegsministeriums z.B., oder dass in Sarajevo auch die „Gattin Gräfin Sophie von Hohenberg“ ermordet wurde und dass Frauen „harte körperliche Arbeit in der Rüstungsindustrie“ leisteten, die „wichtigste Aufgabe aber die sparsame Haushaltsführung“ war. Es gab Vorträge und Kurse über die Möglichkeiten „aus Nichts etwas zu machen“.
Manchmal ist zu merken, dass die Kuratorfunktion und die Gesamtleitung der Ausstellung von Männern ausgeübt wurden. Ein Beispiel: „Krieg, das hieß auch vielfach ungestillte Sehnsucht zwischen den Geschlechtern. In Wien gab es zu Ende des Krieges 30 bis 40.000 Prostituierte. In der Organisation des Militärs war die Prostitution bereits planmäßig vorgesehen und in Etappen hierzu eigene Bordelle eingerichtet.“ Die Bilder dazu zeigen Plakate über die „Hyänen der Lust. Der Weg, der zur Verdammnis führt“, bzw. oben eine Reihe Fotos vom Abschiedsschmerz zwischen einrückendem Soldaten und Freundin und eine Reihe Prostitution. Viele Frauen wurden unter Zwang als Trägerinnen und Militärarbeiterinnen eingesetzt, waren aber als Kombatantinnen nicht erwünscht. „Diese weiblichen Hilfskräfte waren zahlreicher als Tragetiere und verursachten weniger Kosten.“ Frauen, die sich als Männer verkleideten, wurden an der Front „bald erkannt und zurück geschickt“. Dazu gibt es mehrere Lebensgeschichten mit Fotos. Die Ausstellung endet mit dem Hinweis auf die Frauenbewegung und einem Adelheid Popp Zitat: „Zum Wählen zu dumm – aber zur Arbeitspflicht für das Kriegsführen gescheit genug“.
bis 29. 9.
Ersterscheinung im Augustin, 15. 5. – 28. 5. 2013
Sehr geehrte Frau Kellermann,
Bezüglich Ihres Artikel darf ich Ihnen mitteilen, dass wir Ihnen gerne auf Anfrage entsprechende Informationen zu unseren Ausstellungen (permanenten bzw. Sonderausstellungen) übermitteln bzw. auch für Ihre Fragen selbstverständlich jederzeit zur Verfügung stehen (würden).
Wie auch in der Ausstellung selbst angegeben, stammen die Texte und Bilder primär aus der 2011 von den Dolomitenfreunden zusammengestellten Sonderschau „Frauen im Krieg“, die seinerzeit von Frau Karin Schmied kuratiert wurde.
Das Heeresgeschichtliche Museum/ Militärhistorisches Institut will mit seiner Sonderausstellung „WoMen at War“ eine gerade in Hinblick auf das kommende Erinnerungsjahr 2014 wichtige Thematik des Krieges aufgreifen, die vielfach zumindest in Österreich bislang – kaum in ausreichendem Ausmaß gewürdigt wurde. Wir sind uns dabei durchaus bewusst, dass es sich nur um Ausschnitte aus den Lebensschicksalen von einigen wenigen Frauen des damaligen Österreich-Ungarn handeln kann und diese „Frauenbilder“ des Krieges primär von einer damals primär männliche-dominierten Gesellschaft geprägt und somit „dokumentiert/ überliefert“ wurde. Allein sich mit der Thematik in einer breiteren Öffentlichkeit erneut zu beschäftigen, war unser anliegen…unabhängig vom Geschlecht der Kuratoren bzw. der Gesamtleitung versteht sich….
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Christoph HATSCHEK